Procida ist die kleinste, am wenigsten bekannte und am wenigsten touristische Insel im Golf von Neapel. Hier liegen auch Ischia und Capri. Procida bietet dem Besucher eine derart reiche Auswahl an Attraktionen, dass der Tourist sich fragen muss, warum die Insel noch nicht zu den bekanntesten Tourismuszielen Süditaliens gehört. Procida bietet Archäologie. Die mit Procida durch eine Brücke verbundene Insel Vivara ist im Sommer Schauplatz von archäologischen Ausgrabungsprojekten. Vor dreitausend Jahren versorgten sich hier die mykenischen Seeleute vor ihren Fahrten ins Mittelmeer mit Proviant. Procida bietet Geschichte: insbesondere im mittelalterlichen Stadtteil Terra Murata und im nahen Corricella. Besonders interessant ist die über tausend Jahre alte, reich ausgestattete Abtei St. Michele. Schon zu römischer Zeit bestand hier eine religiöse Kultstelle. Procida bietet Architektur, die entfernt mit der griechischen Bauart verwandt ist. Hauptattraktionen sind die "Casali" (um Innenhöfe gruppierte jahrhundertealte Behausungen), die Häfen Marina Grande und Chiaiolella und insbesondere Corricella, das von weitem betrachtet ein einzigartiges Schauspiel bietet (unter anderem Schauplatz für Filme wie "Il Postino", „Der talentierte Mr. Ripley“ oder "Francesca und Nunziata" mit Sofia Loren). Typisch für die Architektur Procidas sind mediterrane Pastellfarben, „Giraffen“ genannte Außentreppen und die in allen Dimensionen existierenden Bögen (noch heute werden in den Universitäten Norditaliens Vorträge über die besondere Architektur Procidas gehalten). Procida bietet eine außergewöhnliche, zum Spazieren einladende Landschaft. In wundervollen Ausflügen kann man die reiche Flora und Fauna der Insel entdecken. Auch Vivara darf bei Ausflügen nicht vergessen werden. Die unbewohnte kleine Insel ist ein Ornithologenparadies und WWF-Oase, die nur mit Erlaubnis betreten werden darf. Da es hier keine Autos gibt, ist Vivara ideal für Wandern in der Natur, mit herrlichen Aussichten über Procida und Ischia.
In den zahlreichen Restaurants unter Familienführung bietet Procida eine ausgezeichnete Hausmannskost. Hauptsächlich isst man natürlich Fisch, der in Procida dank des lokalen Fischfanges nie fehlt. Weitere Spezialitäten sind: Kaninchen nach Jägerart (traditionelles Gericht seit die Bourbonenkönige im 18. Jhdt. nach Procida zur Wildkaninchenjagd kamen) und Spaghetti mit Seeigeln.
In der Geschichte Procidas hat die Kirche besondere Bedeutung, insbesondere da die Lehnherren der Insel – wie der Kardinal Innico d’Avalos – oftmals aus dem Klerus stammten. Noch heute ist Procida von zahlreichen religiösen Traditionen geprägt. So gibt es in den Monaten April, Mai und Juni mindestens 5 Prozessionen, die die einzelnen Gemeinden organisieren. Die bekanntesten sind die Karfreitagsprozession und die Prozession des Inselschutzheiligen Michael. Andere nicht-religiöse Festivitäten sind das „Fest der Zitrone Procidas“, das Weinfest, der Tag der Offenen Tür (an dem sich die Tore der antiken Palazzi für den Besucher öffnen), das Kirchweihfest des Meeres (mit der Wahl der „Graziella“), das „Festival del Mediterraneo“, der Literaturpreis Elsa Morante (die Schriftstellerin kam nämlich häufig nach Procida, der Literaturpark der Insel ist nach ihr benannt), „Libri d’Amare“ (ein weiterer Buchpreis) und vieles mehr.
Procida ist auch ideal als Ausgangspunkt für Ausflüge in Kampanien. Von der Insel aus kann man Tagesausflüge nach Ischia (mit eventuellem Thermalaufenthalt), Capri, Neapel, Pozzuoli und Solfatare, Baia, Pompeji, Herkulaneum, Sorrent, Amalfi, Positano und an die ganze Amalfiküste machen.
Wer seinen Urlaub auf Procida verbringen will, sollte wissen, dass die Insel nicht der typische „perfekte“ Touristenort ist, sondern dass sie ihre Ursprünglichkeit bewahrt hat. Dies kann für den oberflächlichen Besucher ein Nachteil sein, doch nicht für den, wahrhaft an der Insel und ihren Traditionen, interessierten Gast